Veranstaltungsreihe von September bis Dezember 2015 in Bruneck
Südtirol in der globalisierten Wirtschaft
Chancen und Folgen der Globalisierung, neue Regeln, regionale AlternativenEine Veranstaltungsreihe zur politischen Bildung Herbst/Winter 2015
Die Globalisierung birgt Chancen und Gefahren. Bezogen auf die Wirtschaft ist damit die Schaffung eines grenzenlosen Wirtschaftsraums ohne Hindernisse gemeint – der globale Markt. Daran wird laufend reguliert, z.B. mit dem TTIP, doch wozu, wenn die Finanzmärkte aus dem Ruder zu laufen drohen, ganze Staaten vor der Pleite stehen, das Klima verrückt spielt, Migrationsströme angeheizt und Arbeitsplätze verlagert werden? Der freie Wettbewerb bringt Vorteile, aber immense soziale und ökologische Kosten mit sich. mehr
Mittwoch, 9.12.2015, 20 Uhr, Alte Turnhalle, Bruneck
Regio-Geld und Gemeinwesenökonomie Regionale Alternativen für eine faire und gerechtere Wirtschaft
„Regionale Kreisläufe stärken“ lautet eine häufig betonte Devise von Umweltorganisationen, Regionalregierungen und Globalisierungskritikern. Eine Gegenbewegung zum globalisierten Güter- und Finanzmarkt fasst damit langsam Fuß: lokale Produkte und Dienstleistungen statt noch mehr Freihandel, Schutz des regionalen Marktes statt Billigprodukte aus aller Welt, bis hin zum „Regio-Geld“, das nur vor Ort gültig ist und damit den Geldkreislauf an die lokale Wirtschaft bindet. Damit entstehen neue Kooperationen zwischen NutzerInnen und ErzeugerInnen, wie z.B. eine Landwirtschaft, welche von der Gemeinschaft getragen wird. Solidarische Ökonomie auf kommunaler Ebene, Regionalgeld, Gemeingüter, Gemeinwesen und die ökosoziale Wende stehen im Mittelpunkt dieses Abends.ReferentInnen:
Prof. Susanne Elsen (Fakultät für Bildungswissenschaften, Freie Universität Bozen),
Dr. Armin Bernhard (Bildungswissenschaftler, Dozent, Fakultät für Bildungswissenschaften FUB)
Moderation: Thomas Benedikter
Mittwoch, 25.11.2015, 20 Uhr, Alte Turnhalle, Bruneck
Regionale Beteiligungsgesellschaften und Gemeinwohlökonomie
Die Gemeinwohlökonomie – ein praktikabler Gegenentwurf?
Die kapitalistischen Kernwerte – Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit, Gewinn – stehen im Widerspruch zu den fundamentalen Werten der Demokratie: Freiheit, Menschenwürde und Gerechtigkeit. Die Gemeinwohlökonomie will einen ganzheitlichen „dritten“ Weg bieten. Sie schlägt vor, in der Wirtschaft dieselben Werte wie sonst in zwischenmenschlichen Beziehungen anzuwenden: nicht Egoismus, Konkurrenz und Materialismus, sondern Kooperation, Selbstbestimmung und ökologische Verantwortung. Die Werte der Wirtschaft sollen mit den Werten des Lebens übereinstimmen, die soziale Verantwortung der Unternehmen soll transparent und nachprüfbar werden. Doch wie kann eine solche Wirtschaftsordnung funktionieren? Wie wird die Gemeinwohlbilanz in Südtirol heute angewandt? Wie kann dieser Ansatz in kleinen Regionen wie Südtirol umgesetzt werden?Die vom Terlaner Ingenieur Karl Trojer vorgeschlagene „Regionale Beteiligungsgesellschaft“ soll die Partizipation der Sparer am Produktivvermögen fördern, regionales Sparvermögen unabhängig vom internationalen Finanzmarkt in gemeinwohlorientierte Projekte vor Ort lenken. Wie funktioniert dieses Konzept und wie kann dieser Ansatz in Südtirol umgesetzt werden?
Referenten:
Arch. Bernhard Oberrauch (Verein für Gemeinwohlökonomie Italien, Brixen),
Ing. Karl Trojer (PartnerGroup, Unternehmer, Terlan)
Moderation: Thomas Benedikter
Mittwoch, 11.11.2015, 20 Uhr, Alte Turnhalle, Bruneck
Südtirol und die „Erreichbarkeit“.Mehr Globalisierung - mehr Verkehr?
Südtirol ist Nutznießer und Opfer zugleich seiner günstigen geografischen Lage zwischen den wichtigen Wirtschaftsräumen Mitteleuropas. Durch die Erweiterung der EU nach Osten und die Vertiefung der Integration im Rahmen des Binnenmarkts hat der Transitverkehr ungemein zugenommen, vor allem auf der Straße. Südtirol ist gleichzeitig eine der am intensivsten bereisten Tourismusregionen der Alpen und braucht gute Verkehrsanbindungen für den Export. Wird die wirtschaftliche Verflechtung in der EU den Transitverkehr weiter anschwellen lassen? Sind regionale Kreisläufe nur Illusion, während die internationale Arbeitsteilung durch Liberalisierung der Märkte (z.B. TTIP) weiter fortschreitet? Regionale Kreisläufe stärken, aber andererseits Exportförderung und Ausbau der Verkehrswege – wie geht das zusammen? Mit dem BBT will man das Verkehrsvolumen verlagern: kann das gelingen? Die Entgrenzung der Waren- und Dienstleistungsmärkte, die Verkehrsbelastung sowie mögliche Alternativen zu dieser Entwicklung stehen im Zentrum dieses Abends.Referenten:
Claudio Campedelli (Ambiente&Salute Bozen),
Hanspeter Niederkofler (Verkehrsexperte, Institut QNEX, Bozen)
Moderation: Thomas Benedikter
Präsentation: Claudio Campedelli - Südtirol und die Erreichbarkeit. Mehr Globalisierung - mehr Verkehr. Bruneck, 11.11.2015
Mittwoch, 28.10.2015, 20 Uhr, Alte Turnhalle, Bruneck
Die Zukunft des Tourismus in Südtirol. Ein alpiner Funpark für die Großstädter?
Auch die SMG, offizielle Marketinginstanz des Landes, propagiert jetzt einen sanften Qualitätstourismus. Doch werden gerade im Pustertal weiter Schneisen für Schipisten und Aufstiegsanlagen in unerschlossene Gebiete geschlagen, „Schischaukeln“ geplant und große Sportevents als Tourismusmagnet begriffen. Passstraßen werden als Motodrom vermarktet und das Hochgebirge dient als Kulisse für jede Art von Techno-Sport. Der Alpenraum wird in einigen touristisch intensiv genutzten Gebieten zum Freizeitpark der Ballungsräume, der die Wohnbevölkerung mit Verkehr, Motorradlärm, Zweitwohnungsbau überzieht. Wie wird sich der Tourismus im Alpenraum insgesamt qualitativ und quantitativ weiterentwickeln? Welche Belastungen bringt der Tourismus heute fürs Klima, die Lebensqualität, die Umwelt im Land und seine Bewohnerinnen? Welche Grenzen, welche Alternativen zur individuellen motorisierten Anreise? Welche Strategien für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus im Alpenraum?Referenten:
Michil Costa (Hotelier in Corvara, engagiert für die Gemeinwohlökonomie),
Wolfgang Niederhofer (Dachverband für Natur- und Umweltschutz, VAIEVIA)
Moderation: Hanspeter Niederkofler
Vortrag zum Nachlesen: Wolfgang Niederhofer: Südtirol - ein alpiner Funpark für die Großstädter? Bruneck, 28.10.2015
Mittwoch, 21.10.2015, 20 Uhr, Alte Trunhalle, Bruneck
Soziale Absicherung und Inklusion bei stagnierenden öffentlichen Finanzen: Droht in Südtirol Sozialabbau?
Im Vergleich mit anderen Regionen in Italien leben wir in Südtirol mit einer relativ gut ausgebauten sozialstaatlichen Absicherung. Im Vergleich mit wirtschaftlich gleich starken Regionen in Österreich, Deutschland und der Schweiz fällt die Bilanz allerdings beträchtlich schlechter aus. Die Entwicklung der Löhne hält seit Jahren mit den Lebenshaltungskosten nicht mit, die Armut nimmt wieder zu. In Zeiten stagnierender öffentlicher Haushalte wird die Absicherung gegen soziale Risiken, die Hilfe bei Lebenskrisen und die Unterstützung sogenannter Randgruppen vielfach als Luxus bezeichnet. Droht Sozialabbau auch in Südtirol? Mit „sozialer Treffsicherheit“ wird meist nur der Zugang zu diesen Hilfen erschwert, statt die Effektivität der bestehenden Maßnahmen zu überprüfen. Geraten sozialstaatliche Leistungen bei schrumpfenden Landesfinanzen in Gefahr? Droht einem wachsenden Teil der heutigen Arbeitnehmer Altersarmut? Welche Alternativen bieten sich zu dieser Entwicklung an?Referenten:
Karl Tragust (Leiter der Agentur für soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes),
Michael Bockhorni (Wirtschafts- und Sozialforscher)
Moderation: Thomas Benedikter
Vortrag zum Nachlesen: Karl Tragust, Soziale Absicherung und soziale Inklusion bei schrumpfenden Landesfinanzen. Droht in Südtirol Sozialabbau? Bruneck 21.10.2015
Dienstag, 13.10.2015, 20 Uhr, Michael-Pacher-Haus, Bruneck
Die Gemeinwohlökonomie: Wirtschaften und alle profitieren!?
Vortrag und Diskussion mit Christian FelberChristian Felber, Gründungsmitglied von ATTAC und Lektor an der Wirtschaftsuniversität Wien, hat gemeinsam mit einer Runde von UnternehmerInnen das Modell der „Gemeinwohl-Ökonomie“ als Alternative zur kapitalistischen Marktwirtschaft und zentralen Planwirtschaft entwickelt. Dieser Ansatz zielt auf eine umfassende Überarbeitung unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems und wird mittlerweile von fast 1.800 Betrieben, tausenden Privatpersonen und zahlreichen Politikern unterstützt. Felber hat auch das Projekt „Demokratische Bank“ (heute: „Bank für Gemeinwohl“) initiiert.
Eine Veranstaltung des KVW, der Plattform Pro Pustertal und der Bezirksgemeinschaft Pustertal mit Unterstützung der Gemeinde Bruneck und POLITiS
POLITiS_Gespräche „Südtirol in der globalisierten Wirtschaft“
Mittwoch, 30.9.2015, 20 Uhr, Bruneck, Alte Turnhalle (gegenüber Rathaus)Sind die Banken zu stoppen?
Alternativen zur heutigen Geld(un)ordnungDie heutige Geldordnung scheint nicht mehr den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung zu dienen. Wer ist für die Finanzkrise verantwortlich und was haben Banken und Regierungen daraus gelernt? Wie werden marode Banken gerettet und wer kommt dafür auf? Einen neuen Ansatz bringt die Südtiroler Organisation Human Economy, die im „verzinsten Schuldgeldsystem“ und in der „Geldschöpfung der Banken aus dem Nichts“ Kernfaktoren der heutigen Finanzkrisen sieht. Ist dieser Ansatz geeignet, um von der heutigen Bankenvormacht und Geldoligarchie zu einer demokratischen, stabileren Geldordnung zu gelangen? Wie kann ein Geldsystem ohne Zinsen funktionieren? Welche Rolle spielen ethische Überlegungen in der Organisation der Finanzmärkte? Wie kann ein alternatives Geldsystem für eine kleine Region wie Südtirol geschaffen werden?
Referenten: Paul Kircher und Josef Kaufmann (HumanEconomy, Südtirol)
Moderation: Thomas Benedikter
Südtirol in der globalisierten Wirtschaft
Chancen und Folgen der Globalisierung, neue Regeln, regionale AlternativenEine Veranstaltungsreihe zur politischen Bildung
Die Globalisierung birgt Chancen und Gefahren. Bezogen auf die Wirtschaft ist damit die Schaffung eines grenzenlosen Wirtschaftsraums ohne Hindernisse gemeint – der globale Markt. Daran wird laufend reguliert, z.B. mit dem TTIP, doch wozu, wenn die Finanzmärkte aus dem Ruder zu laufen drohen, ganze Staaten vor der Pleite stehen, das Klima verrückt spielt, Migrationsströme angeheizt und Arbeitsplätze verlagert werden? Der freie Wettbewerb bringt Vorteile, aber immense soziale und ökologische Kosten mit sich.
Jede Region der EU ist in verschiedenem Ausmaß in den freien Markt für Güter, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräfte eingefügt, Südtirol aufgrund seiner geografischen Lage eher stärker. Italiens Wirtschaft stagniert, der Staat steht vor der Herkulesaufgabe, den Staatshaushalt zu sanieren. Öffentliche Ausgaben rationalisieren, den Standort stärken und die Wettbewerbsfähigkeit fördern – so lautet die offizielle Devise, denn Außenhandel und Tourismus sind tragende Säulen der Südtiroler Wirtschaft. Eine Politik zum Nutzen aller, oder auf Kosten der ökologischen Nachhaltigkeit, der Verteilungsgerechtigkeit und des Gemeinwohls im Sinne klar definierter öffentlicher Interessen?
Dem gegenüber stehen Entwürfe für eine demokratische Geldordnung, für globale Währungskooperation, für mehr europäische Solidarität, für eine stärker aufs Gemeinwohl bezogene Politik, für den Ausbau regionaler Wirtschaftskreisläufe, für mehr wirtschaftspolitische Eigenständigkeit. Wie ist Südtirol in die Globalisierung eingebunden? Welche neuen Ansätze für gerechtere Spielregeln in der Wirtschaft werden derzeit entwickelt? Welche alpenspezifischen Lösungen sind in diesem Szenario denk- und umsetzbar? Wie können die betroffenen Bürger vor Ort die Integration in die globale Wirtschaft beeinflussen? Was kann ein kleines autonomes Land in der anscheinend unaufhaltsamen Globalisierung ausrichten?
Eine Veranstaltung für alle, um aktuelle wirtschaftliche und soziale Entwicklungen rund um die Globalisierung besser zu verstehen, sich mit wirtschaftspolitischen Alternativen auf Landesebene auseinanderzusetzen und neue Werte und Regeln in der Wirtschaft zu diskutieren.
Politis-Abend: Mittwoch, 16.9.2015, 20 Uhr, Alte Turnhalle, Bruneck
Die Alpen: ein dezentraler Lebens- und Wirtschaftsraum?
Südtirols Einbettung in die europäische und globale WirtschaftZum Auftakt geht es um die Frage, wie und in welcher Weise die Südtiroler Unternehmen mit dem Ausland und übrigen Italien verflochten sind. Die Struktur- und Entwicklung der Exportmärkte, die Exportintensität, das Exportpotenzial werden erläutert, um auf die Entwicklungsperspektiven schließen zu können: kann und muss das Exportvolumen der Südtiroler Wirtschaft gesteigert werden? Welche Weltregionen mit starkem Wachstum sollen vermehrt angepeilt werden? Bei welchen Produkten kann Südtirols Export zulegen? Ist der EUREGIO-interne Austausch ausbaufähig und wie?
Im Anschluss stehen die Zukunftsperspektiven der Alpen als europäischer Großregion zur Diskussion. Tatsächlich sind die zentralen Probleme im Alpenraum gar nicht Probleme der Natur oder Kultur der Alpen, sondern in ihnen zeigen sich die Probleme unserer globalisierten Welt auf eine besonders deutliche und auffällige Weise. Welche Perspektiven bieten sich heute für die Alpen als dezentraler Lebens- und Wirtschaftsraum und was bedeutet dies für Südtirol? Werden die Alpen – und damit auch unser Land – weiterhin Vorbild für „Orte guten Lebens“ (Werner Bätzing) in Europa sein können?
Referenten: Dr. Urban Perkmann (Direktor des Amts für Studien, WIFO, Handelskammer Bozen), Thomas Benedikter (Wirtschaftswissenschaftler, POLITiS)
Moderation: Hanspeter Niederkofler